Teil 1 – Eigenbedarfskündigung: Wenn der Boden unter den Füßen wegbricht
Schock, Sammeln, Ordnen, Weitermachen
Artikelserie Eigenbedarfskündigung: Von der Hiobsbotschaft ins neue Zuhause
Anfang 2024 hatten wir sicherlich nicht damit gerechnet, mit einem Schock in den Frühling zu starten und uns gezwungenermaßen um neuen Wohnraum zu kümmern und schnell Wissen in vielen neuen Bereichen aufbauen zu müssen.
Im Nachhinein betrachtet kann ich sagen, dass eine Eigenbedarfskündigung sicher zu den einschneidendsten Situationen im Leben gehört. Um unsere Erlebnisse, unseren Weg und vielleicht den einen oder andere Tipp geben zu können, veröffentlichen wir diese dreiteilige Artikelserie. Dazu muss man aber noch sagen, dass wir den ganzen Vorgang absolut subjektiv sehen. Die andere Seite kommt nicht zu Wort. Dies hätte besser laufen können – wie man später noch lesen wird.
Wir sind die Brumms mit sächsischen und westfälischen Wurzeln. Wir sind fünf Köpfe im Alter von 43, 43, 17, 12 und 3 und leben – nein, lebten – seit fast 11 Jahren in einer Doppelhaushälte auf 120m². Wir hatten ein festes Wohnumfeld und hatten für viele Dinge eigene Lösungen gefunden und uns daran gewöhnt. Doch dann kam der 26.02.2024 und für uns wurde das Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Viel Spaß mit der folgenden Schilderung und den folgenden Artikeln.
Der Schock der Eigenbedarfskündigung
Offiziell ist eine Eigenbedarfskündigung ein Mittel, damit Immobilieneigentümer trotz Vermietung Zugriff auf ihr Eigentum behalten. Wenn Eigentümer den Wohnraum für sich oder nahe Angehörige benötigen, können sie das Mietverhältnis kündigen. Es ist sogar die einzige Möglichkeit einen Mietvertrag seitens des Vermieters zu kündigen. Alles andere geht nur wenn der Mieter vertragsbrüchig ist.
Die Kündigung fanden wir zufällig am Montagnachmittag im Briefkasten. Handschriftlich nur mit dem Namen addressiert, also nicht über einen Zustellungsdienst gelaufen. Außerdem zufällig am Nachmittag, denn die Post war schon durch, sonst hätten wir erst am nächsten Tag davon erfahren. Und hier zeigt sich schon das erste Problem. Wenn der Vermieter die Zustellung nicht mit Zeugen oder Foto dokumentiert hat, hätten wir abstreiten können, die Kündigung erhalten zu haben. Ich persönlich hätte sicher auch das Einwurfdatum und den Einwurfszeitpunkt dokumentiert. Mit Abstand der beste Weg wäre aber eine persönliche Übergabe gewesen.
Die Kündigung traf uns aus heiterem Himmel und es gab im Vorfeld keinerlei Anzeichen. Subjektiv hätten wir uns in diesem Fall ein persönliches Gespräch gewünscht, mit dem man sicherlich zu einer einvernehmlichen Einigung gekommen wäre. Natürlich kann man argumentieren, dass niemand freiwillig ausziehen möchte, aber ich bin der festen Überzeugung, dass ein persönlicher Kontakt Nerven und Kosten gespart hätte.
Psychische Probleme und Ordnung der Rechtslage
Gerade ich wurde durch die Kündigung enorm aus der Bahn geworfen. Die Situation am Wohnungsmarkt und Unsicherheit der Zukunft sorgten dafür, dass ich persönlich große Probleme bekommen hatte. Ehrlich gesagt war es dann auch an den folgenden Tagen nicht unbedingt besser und neben vielen anderen Punkten hatte ich auch eine psychologische Betreuung in Anspruch genommen. Zusätzlich hatte ich dann auch mit Baldrian, CBD und Lavendel experimentiert um runter zu kommen, leider ohne nennenswerten Effekt. Ich merkte jedoch, dass der Stress meinem Körper nicht gut tut und ich über kurz oder lang auch körperliche Probleme bekommen hätte.
Schon alleine die vermeintliche Zustellung in unserem Fall kann also schon mit erheblichen Fallstricken belastet sein. Zunächst gilt es dann allerdings die Kündigung genau zu prüfen. Eine Eigenbedarfskündigung muss eine bestimmte Form wahren und der Mieter hat immer die Möglichkeit zu widersprechen. Ein Punkt, der uns direkt zum Stutzen gebracht hat, war, dass wir nicht wussten, wer uns gekündigt hat. Der Vertrag wurde zwischen mir und den Vermietern geschlossen. Ein Ehepaar, welches bis 2020 die komplette Verwaltung des Hauses an eine Verwaltungsgesellschaft übergeben hatte und wir unsere Vermieter daher nie kennengelernt hatten. Eine komplette Betrachtung und Einschätzung der Kündigung kann sicher nur durch eine fachliche Stelle erfolgen. Wobei bei uns vieles erst nach Ablauf der Kündigungsfrist richterlich hätte geklärt werden müssen. Hier hätte es sicher vieles gegeben, was für uns spricht, allerdings gegebenenfalls nur zur Fristverlängerung. Aber natürlich hätte es auch schlecht für uns ausgehen können und wir hätten mit drei Kindern einer Zwangsräumung entgegengesehen.
Rechtlich eindeutig ist die Kündigungsfrist, die sich je nach Dauer des Mietverhältnisses verlängert:
- Bei einer Mietdauer von null bis fünf Jahren: drei Monate
- Bei einer Mietdauer von fünf bis acht Jahren: sechs Monate
- Bei einer Mietdauer von über acht Jahren: neun Monate
In unserem Fall also neun Monate. Zum Thema Fallstricken ist dann noch zu erwähnen, dass die Kündigung bis zum dritten Werktag zugegangen sein muss, um fristgerecht zu sein. Ohne Nachweis der Zustellung ist dann also auch schwierig an einer Frist festzuhalten.
Durchatmen und Sammeln
Nachdem wir einmal durchgeatmet hatten versuchten wir unsere Gedanken zu ordnen. Die ersten und folgenden Schritte waren wie folgt:
- Recherche im Internet nach der Rechtmäßigkeit und Form der Kündigung.
- Information von Freunden, Familie und Arbeitskollegen über die neue Situation, in Verbindung damit, dass man nun sucht, vielleicht hat Vitamin B Erfolg
- Suche nach einem Anwalt und eine Beratung vor Ort.
- Prüfung der Marktsituation anhand einschlägiger Immobilienportale
- Kontakt zu Maklern
- Streuung der Suche über Kleinanzeigen und Social Media
Ich hatte versucht die verschiedenen Themen in einem Notizbuch unter einen Hut zu bekommen.
- Was brauchen wir an Wohnraum? Was ist uns wichtig? (Garten! Kindertagespflege muss erlaubt sein, daher auch Erdgeschoss)
- Eine Übersicht über unsere finanzielle Situation, ob auch der Kauf einer Immobilie in Betracht kommt.
- Sammeln von Informationen von verschiedenen Stellen (Anwalt, Finanzierer) und Fragen für den nächsten Kontakt.
Im folgenden zweiten Teil wollen wir die Suche nach einem neuen Wohnraum und die weiteren Teile des rechtlichen Verfahrens beleuchten. Im dritten und letzten Teil steht die Übergabe und Abnahme des alten Hauses und der Umzug im Mittelpunkt.
Vor allem möchten wir aber auch Mut machen. Natürlich zieht einem solch eine Kündigung den Boden unter den Füßen weg. Aber wir hatten bei weitem noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft und wer weiß was noch gekommen wäre. Unangenehm hat die Situation die Nicht-Kommunikation der damaligen Vermieter gemacht. Ich versuche mir jeden Tag zu sagen, dass dieser Neuanfang positiv ist. Mit unseren jetzigen Vermietern haben wir ein herzliches, freundliches und sehr angenehmes Verhältnis. Wahrscheinlich wird es bei mir noch einige Zeit dauern.
Hinweis: Ich probiere in dieser Artikelserie massiv den Einsatz von künstlicher Intelligenz aus. Die Bilder sind entsprechend generiert und es kann einzelne Unterstützung bei den Texten geben.