Teil 2 – Die Suche nach einem neuen Zuhause
Das Unmögliche schaffen auf einem angespannten Markt
Artikelserie Eigenbedarfskündigung: Von der Hiobsbotschaft ins neue Zuhause
Nachdem wir den ersten Schock verdaut hatten, machten wir uns umgehend an die Arbeit. Zugegeben, in manchen Bereichen verliefen unsere Bemühungen vielleicht etwas hastig und überstürzt. Obwohl wir theoretisch noch neun Monate Zeit hatten, ließ sich die aufkommende Panik nicht leugnen. In meinem Kopf begann sich eine besorgniserregende Spirale zu drehen; die Eigenbedarfskündigung war für mich der Ausgangspunkt einer bedrohlichen Vorstellung von Obdachlosigkeit. Diese Sorge trieb uns dazu, schnell Kompromisse zu finden und sie ohne großartiges Zögern für akzeptabel zu erklären.
Meine Gefühlslage in dieser Zeit könnte ich am besten als Achterbahn beschreiben. Es schien, als ob sich die Hoffnungslosigkeit über mich legte, nur um im nächsten Moment von der Hilfsbereitschaft der Menschen um uns herum abgelöst zu werden. Es tauchten dann doch viele Strohhalme auf, an denen man sich klammern konnte, um zumindest nicht unter einer Brücke schlafen zu müssen. Zwischen diesen beiden Extremen pendelte ich unentwegt, was sehr ermüdend war.
Optionen für neuen Wohnraum
Auch wenn man sich nicht aktiv mit der Suche nach neuem Wohnraum auseinander setzt, bzw. auseinandersetzen muss, bekommt man garantiert mit, dass Wohnraum derzeit teuer, selten und hart umkämpft ist.
Als ersten Schritt begannen wir, unsere Situation im Kollegennetzwerk und im Bekanntenkreis zu streuen. Wir durchforsteten einschlägige Portale und nahmen Kontakt zu Maklern auf, die in Emsdetten aktiv waren. Doch schnell machte sich Ernüchterung breit: Für vergleichbare Häuser zur Miete gab es kaum Angebote, und alle Makler lehnten dankend ab, da der Wohnungsmarkt momentan einfach nicht genug Mietobjekte hergab.
Um die Suche etwas strukturierter zu gestalten, entschieden wir uns, Suchagenten auf Plattformen wie Kleinanzeigen, Immowelt und Immoscout zu aktivieren. So konnten wir unsere Kriterien für ein neues Zuhause eingeben und erhielten sofort per E-Mail Informationen, wenn ein passender Eintrag erschien. In den folgenden Tagen und Wochen zeigte sich, dass wir zumindest nicht unter der Brücke leben müssten. Es würde definitiv teurer werden, und für eine kleinere Wohnfläche (wir kamen von 120 m²) gab es vielleicht auch Lösungen. Es war klar, dass wir Kompromisse eingehen mussten, und so begannen wir, darüber nachzudenken.
Idealerweise hatten wir vor, gleich viel oder sogar mehr Wohnfläche zu finden und wünschten uns fünf Zimmer. Ebenso wichtig war eine Erdgeschosswohnung, um die Kindertagespflege fortsetzen zu können, was zudem eine offizielle Genehmigung erforderte. Diese Grundkriterien legten wir fest, aber alles Weitere betrachteten und bewerteten wir individuell.
Miete oder Kauf: Welche Entscheidung ist die beste für uns?
Obwohl ich mich erst seit kurzem mit Geldanlagen und dergleichen befasste, hatte sich ein wenig Erspartes angesammelt, sodass wir auch über den Kauf einer Immobilie nachdenken konnten. Doch der Markt präsentierte sich ähnlich frustrierend wie bei Mietobjekten. Zudem kam die Sorge, keine bösen Überraschungen zu erleben, die möglicherweise mit hohen Kosten verbunden waren. Man möchte sich schließlich für die nächsten 20 oder 30 Jahre festlegen, und da sollte alles stimmen.
Der größte Vorteil des Kaufs besteht sicherlich darin, dass man sein eigener Herr oder Frau ist. Jeder Euro, den man in das Haus investiert, bleibt in seinem Eigentum. Die Kindertagespflege muss lediglich vom Jugendamt genehmigt werden, und in vielen Fällen sind auch Veränderungen an der Immobilie erlaubt. Wenn man darauf achtet und die Finanzierung nicht zusammenbricht, ist es außerdem unmöglich, aus seinem eigenen Haus geräumt zu werden.
Doch so bequem es auch sein mag, ein eigenes Zuhause zu besitzen, es gibt auch Herausforderungen. Der alte Spruch „Eigentum verpflichtet“ gilt hier ganz besonders. Man trägt die Verantwortung für Schäden, Verordnungen und die Instandhaltung selbst. Plötzlich kann eine defekte Heizung mehr Kosten verursachen, als man eingeplant hatte. Leider stellte sich auch der Kaufmarkt als durchwachsen heraus. Die vermeintlichen Schnäppchen blieben aus, während die Immobilien, die seit Wochen auf dem Markt waren, oft nicht den eigenen Ansprüchen entsprachen. Schnell bekam man das Gefühl, sofort handeln zu müssen, und war nicht nur auf der Suche nach einem guten Preis, sondern auch nach einer Handvoll Handwerkern, die bei der Renovierung helfen könnten.
Für die Finanzierung einer Wohnung waren mehrere wichtige Fragen relevant: Können wir uns das leisten? Was genau können wir uns leisten? Und trauen wir uns das überhaupt? Um diese Fragen zu beantworten, gibt es zahlreiche Berater und Firmen, die Unterstützung anbieten. Mit einigen hatten wir Termine, die jedoch meist nicht fruchteten. Anders mit einem Berater, mit dem wir mehrere Treffen absolvierten und der uns aufgrund seiner sympathischen Art und einer strukturierten Vorgehensweise überzeugte. Statt auf festgefahrenen Abläufen basierte unser Gespräch auf individuellen Optionen und Berechnungen abseits der üblichen Perspektiven.
Am Ende dieser Phase hatten wir einen recht guten Überblick darüber, was wir uns leisten konnten. Durch die Besichtigungen und das Eintauchen in die Materie entwickelten wir ein gewisses Gespür für Kaufobjekte. In eines hatten wir uns sogar ein wenig verliebt und schauten es uns insgesamt viermal an, um schließlich ein Angebot abzugeben. Leider waren die Eigentümer, eine größere Erbengemeinschaft, nicht bereit, in sinnvoller Weise zu verhandeln. Aufgrund der offenbar notwendigen Investitionen und einem Puffer für unerwartete Überraschungen entschieden wir uns dann, diesen Kauf nicht weiter zu verfolgen.
Den Gedanken an den Bau eines Hauses schoben wir relativ schnell beiseite. Der Eindruck, dass noch mehr Herausforderungen auf uns zukommen würden und dass wir mit doppelten oder dreifachen Kosten rechnen müssten, ließ uns umdenken.
Parallel zur Objektsuche zum Kauf
Parallel liefen natürlich auch die Bemühungen, Mietobjekte zu finden. Auf einige konnten wir uns sogar bewerben. Die Kompromisse waren vielfältig: Eventuell müssten wir in die Umgebung ziehen, jedoch ohne die Möglichkeit der Kindertagespflege. Oder wir könnten alles hinter uns lassen und unser gesamtes Lebensumfeld neu definieren. Auch wenn die Aussicht auf Obdachlosigkeit allmählich unwahrscheinlicher wurde, fiel es mir schwer, in der Panik ruhig zu bleiben.
Nebenschauplatz: Anwalt und Vermieter
Ach ja, die rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem Vermieter. Wir hatten ja geäußert, dass wir mit der Kündigung nicht einverstanden waren. Nach einigen Wochen des angespannten Wartens kam schließlich die Reaktion – in Form einer Abweisung unseres Widerspruchs. Leider hatte der Vermieter zudem komplett vergessen, dass wir vor sechs Jahren über den Beginn der Kindertagespflege informiert hatten. Der Vermieter zeigte sich nun überrascht und untersagte uns umgehend, unter Androhung einer fristlosen Kündigung, die Betreuung fortzusetzen. Dieser Schritt kam von einem Unternehmer, der sich christlichen und familiären Werten verpflichtet sieht, und wir waren menschlich zutiefst enttäuscht. Bis zu diesem Punkt hatte ich trotz aller Schwierigkeiten noch an das Gute geglaubt, musste jedoch erkennen, dass in diesem Fall andere Prioritäten galten als ein respektvolles Zusammenleben.
In meinem Kopf wuchsen dann die Zweifeln, ob ich oder wir alle den Vorgang über den Kündigungstermin hinweg überstehen würden. Wir standen ja erst am Anfang und hatten die Möglichkeiten der rechtlichen Auseinandersetzung längst nicht ausgeschöpft. Dennoch musste ich eingestehen, dass dieses Verhalten des Vermieters uns das Gefühl gab, er wolle uns koste es, was es wolle, aus dem Haus haben.
Im Nachhinein kann ich mir nicht mehr sicher sein, ob ein persönliches Gespräch tatsächlich geholfen hätte. Vielleicht waren wir einfach an die falschen Menschen geraten, die nicht nach sozialen und menschlichen Gesichtspunkten handeln.
Besichtigungen mit verschiedenen Blickwinkeln
Ein paar Worte zu den Haus- und Wohnungsbesichtigungen: Grundsätzlich geht man mit unterschiedlichen Augen durch die Objekte, egal ob es sich um Kauf oder Miete handelt. Wie bereits erwähnt, möchte man nicht die Katze im Sack kaufen und achtet bei Kaufobjekten daher ganz besonders auf die Aspekte, die nachträglich eigene Aufmerksamkeit erfordern.
Manche Dinge sind jedoch vergleichbar. So hat man auch die Energiekosten stets im Hinterkopf, denn auch bei einem Mietobjekt möchte man nicht von zu hohen Heizkosten überrascht werden. Bei Wohnungen und Häusern zur Miete erwartet man, dass man praktisch sofort einziehen kann, während ein Eigenheim oft umfangreicherer Renovierungsarbeiten bedarf.
Ein tatsächliches Beispiel für unterschiedliche Betrachtungsweisen begegnete uns ebenfalls. Wir besichtigten ein Reihenendhaus, einen Neubau, das wir uns gut hätten leisten können. Platz war ausreichend vorhanden, aber es gab nur eine Terrasse ohne Garten. Ein Mangel, den man bei einem Mietobjekt zunächst hätte akzeptieren können, aber bei einem Kauf, der einen mindestens 20 Jahre begleitet, problematisch wäre.
Glück im Unglück
Relativ früh wussten wir, dass eine Bekannte geerbt hatte und aus Emsdetten wegziehen würde. Dadurch könnte ein Haus in Emsdetten vielleicht bald verfügbar sein. Über Monate hindurch entwickelte sich unabhängig von diesem Umstand der Kontakt zu den Vermietern, der über gute Bekannte von uns entstand. An dieser Stelle möchten wir uns für den Kontakt also bei Katja und Stephan bedanken, die sich im richtigen Moment an unsere Situation erinnert haben und die Verbindung hergestellt haben.
Obwohl dies zunächst wie ein großer Glücksgriff erschien, mussten wir dennoch weiterhin Kompromisse eingehen. Uns fehlte ein Schlafzimmer, und das Balkonkraftwerk sowie die Küche waren nicht mitnehmbar. Deshalb gaben wir unser Schlafzimmer auf und verkauften oder verschenkten den Container, die PV-Anlage und die Küche. Stattdessen erhielten wir einen gemauerten Schuppen, der Platz für unsere Fahrräder bot, sowie eine vorhandene Küche im neuen Haus. Als wir schließlich den Zuschlag erhielten, waren wir sehr erleichtert.
Ein kleiner Hinweis zu den Mietkautionskonten: Es war sehr mühsam, ein solches Konto zu bekommen. Da wir keine Kunden bei Volksbanken oder Sparkassen waren und keine Kautionsbürgschaft annehmen wollten, sah es für uns mau aus. Schlussendlich entschieden wir uns für die Targobank, aber auch die Eröffnung des Kontos gestaltete sich komplizierter als gedacht, sodass mehrere Termine notwendig wurden.
Wir fühlen uns nun sehr wohl in unserer neuen Wohnung und sind mit den Vermietern auf einer Wellenlänge (Danke an Eva und Mike!). Für kleinere Probleme haben wir bereits gute Lösungen gefunden. Der Weg zur Schule und zur Arbeit ist schnell und angenehm, und die Abnahme der Kindertagespflege stellte kein Problem dar, da die Genehmigung im Mietvertrag schriftlich festgehalten wurde. Trotzdem ist es schwierig, das Gefühl zu beschreiben, angekommen zu sein. Der Grund für diese Neuorientierung wurde uns von außen aufgezwungen, und obwohl unser altes Zuhause auch nicht perfekt war, fühlt es sich hier noch nicht wie unser endgültiger Ort an. Die Kerbe, die diese Ereignisse in unserer Beziehung hinterlassen haben, ist tief und heilt nur sehr langsam. Es ist herausfordernd, die Gefühle zu verbalisieren, da mein Kopf viele gute Gründe findet, warum das neue Zuhause besser sein sollte, doch mein gesamter Körper hat das Gefühl, noch nicht ganz umgezogen zu sein.
Fazit und Ausblick
Abschließend lässt sich sagen, dass die Suche nach Wohnraum herausfordernd, aber nicht völlig aussichtslos ist. Wir hätten sicherlich noch einige Eskalationsstufen durchlaufen müssen, jedoch mit der Erkenntnis, dass jede dieser Stufen eigene Opfer erfordert hätte: Sicherheit, vertraute Umgebung, Ruhe und Gelassenheit – ja, sogar Freundschaften und Jobs.
Am Ende jedoch haben wir es geschafft und haben ein neues Haus angemietet. Der Vertrag ist unterschrieben, und jetzt kommen wir zum dritten und letzten Teil dieser Artikelreihe: Vorbereitung und Umzug, Einigung mit dem ehemaligen Vermieter und die Übergabe des alten Hauses.