Thorsten Engel – Primetime: Geiselnahme live
Auf Primetime: Geiselnahme live von Thorsten Engels wurde ich durch die umfangreiche Facebook-Werbung aufmerksam. Näheres zu dem kleinen Büchlein in diesem Beitrag.
Das Angebot für diesen Krimi waren 99 Cent. Grundsätzlich hatte mich auch die Handlung laut Klappentext interessiert und da sollte man wohl bei dem Preis wenig falsch machen können.
Kurz zum Inhalt:
Die Quiz-Sendung Eine Million Cash wird einmal im Jahr auf Mallorca produziert. In diesem Sommer möchte man die Sendung in einer Tropfsteinhöhle produzieren, doch es kommt zu einer gefährlichen Situation. Ein Erpresser nimmt während der Aufzeichnung die rund 1000 Menschen im Publikum als Geisel und droht sie zu töten. Doch davon bekommen die Zuschauer nichts mit, denn die gesamte Kommunikation läuft über die Regie, Handyempfang gibt es in der Höhle nicht und Millionen Zuschauer an den Fernsehschirmen verfolgen die Ereignisse Live.
Als Gäste sind unter anderem der Innenminister der BRD und eine Schlagersängerin eingeladen, die jeweils von der BKA-Mitarbeiterin Eva von Meinau und dem Personenschützer Felix Glück betreut werden. Es beginnt der Versuch, die Situation für alle glimpflich zu einem unblutigen Ende zu bringen.
Soweit der Inhalt umrissen. Der Roman ist das Erstlingswerk von Autor Thorsten Engel, bisher Journalist und Medienmanager, dessen beruflichen Einfluss man beim Lesen des Buches merkt. Die Schilderungen vor und hinter der Bühne der TV-Show sind genau und manchmal schon fast zu detailliert.
Die Beschreibung der Show an sich stört ein wenig, zu offensichtlich ist die Mischung aus „Wer wird Millionär“ und „Wetten dass…?“. Das Sommerspecial auf Mallorca, die hochkarätigen Promis, die während der Show zum Flieger müssen, die schon eingeplante Überziehung um 30-40 Minuten. Es mag witzig gemeint sein, aber es ist dann doch recht schnell störend.
Angenehm kommt der berufliche Hintergrund allerdings im Text als solches zur Geltung. Es sind wenig bis keine Fehler zu finden, die durchs Lektorat gekommen sind und die Formulierungen sind abwechslungsreich. Das Buch lässt sich gut lesen.
Störender sind da allerdings logische Fehler, bei denen man erstmal stutzt. Abgesehen von Namen, die sich von Seite zu Seite ändern, soll das Lösegeld auf zehn verschiedene Konten aufgeteilt und überwiesen werden. Man benötigt dann den halben Abend dafür, herauszufinden, auf welchen Banken die ersten fünf Konten zu finden sind und für die nächsten fünf Banken braucht man nochmal eine Ewigkeit? Zumal der Erpresser es schafft, eine TV-Show komplett von außen zu steuern und dann kommen keine Bitcoins zum Einsatz?
Die Hauptpersonen sind so ein wenig schmückendes Beiwerk. Die BKA-Beamtin Eva von Meinau ist zwar da, aber könnte eigentlich auch unsichtbar bleiben. Zu Felix Glück erfahren wir ein wenig mehr. Früher Polizist, der sich nach einem Verrat mit Sicherheitsdiensten selbständig macht (Personen- und Objektschutz). Dann fand man im Bereich der digitalen Sicherheit mehr Potential und wurde dort mit Softwareentwicklung so erfolgreich, dass die anderen Bereiche der Firma immer unwichtiger wurden. Für die Schlagersängerin Linda Koch schlüpft Felix Glück nun doch nochmal in die Rolle des Bodyguards, denn Frau Koch war eine der ersten Kundinnen als die Firma gerade aufgebaut wurde.
Es gibt sogar einen kompletten, umfangreichen Handlungsstrang zur Firma Global Security und deren ganze Geschichte und Hintergrund werden aufgebaut. Wird die Firma die Verbrecher zur Strecke bringen? Gibt es Verwicklungen in höchste Kreise der Regierung? Nein. Plötzlich und unerwartet wird wird das Buch zu Ende geführt und man bleibt etwas ratlos zurück, warum der Autor einige Handlungsstränge im Vorfeld aufgebaut und fortgeführt hat um sie dann nicht mehr zu verwenden. Auch der Epilog hat etwas von Duschszene aus „Dallas“. Ob da eine Deadline im Nacken saß?
Fazit: Es ist ein Erstlingswerk und der Autor hat durchaus Handlungsstränge offen gelassen, die sich immer wieder durch folgende Teile ziehen könnten. Logische Fehler und das eilige Ende stören, dennoch war der Lesefluss gut und obwohl ich ein eher langsamer Leser bin, hatte ich das Buch in wenigen Stunden durch. Auch wenn es in der Kritik nicht so ganz rüberkommt, hat es mir Spaß gemacht das Buch zu lesen, allerdings hätte ich mich wohl geärgert, 10 Euro für das Buch auszugeben. Ich hoffe das eBook bleibt deutlich unter diesem Preis.